Zum Inhalt springen

Was macht eine gute Schulung für Mental Health Vertrauenspersonen aus?

„Wem würdest du dich auf der Arbeit anvertrauen, wenn es dir psychisch nicht gut geht?“. Auch, wenn wohlmeinende Führungskräfte und Personaler*innen es sich anders wünschen:

Die meisten Menschen, die sich mit psychischen Problemen konfrontiert sehen,
ziehen nach wie vor den direkten Austausch mit ihren Kolleg*innen und Teammitgliedern dem mit Vorgesetzten vor.

Denn auch, wenn sich in den vergangenen Jahren in Sachen Entstigmatisierung viel getan hat: Psychische Belastungen und Erkrankungen offen zu kommunizieren kommt — gerade im Arbeitskontext — immer noch einem Eingeständnis von Schwäche und mangelnder Leistungsfähigkeit gleich. Höhergestellte und in disziplinarischer Beziehung stehende Personen in diese Themen einzubeziehen, stellt für einen Großteil der Menschen eine immer noch schier unüberwindbare Hürde dar. Zu groß ist die (leider teilweise berechtigte) Angst, danach nicht mehr ernstgenommen, von Projekten abgezogen oder anderweitig diskriminiert zu werden.


Wir haben rund 600 Menschen in Organisationen befragt. Das sind die Ergebnisse.

Fehlende Kommunikation ist belastend. Und teuer.

Dieser Umstand ist nicht nur für die Betroffenen selbst belastend. Die kommunikative Lücke, die zwischen der Organisation und ihren Mitarbeitenden klafft, wenn es um psychische Gesundheit geht, bringt auch handfeste Nachteile für die Unternehmen selbst mit sich. Bleiben die Gespräche aus, wird Hilfe häufig nicht frühzeitig genug angeboten und angenommen, Stresssymptome und Erkrankungen können sich chronifizieren.

Die Folgen sind neben längeren Ausfallzeiten und höheren Kosten auch eine psychologisch unsichere Arbeitsatmosphäre, in der viel über die betroffene Person, weniger aber mit ihr gesprochen wird. Eine psychologisch unsichere Atmosphäre stellt wiederum einen zusätzlichen Stressor dar, der bestehende psychische Probleme im Team verschärfen kann.

Der Aufstieg der Vertrauenspersonen

Ein Weg, um die Sprachlosigkeit zu überwinden und zu mehr psychologischer Sicherheit in der eigenen Organisation beizutragen, ist der Einsatz von Vertrauenspersonen, die sich dezidiert für Belange der mentalen Gesundheit verantwortlich zeigen. Ausgehend von den USA und Australien, macht sich seit einigen Jahren auch hierzulande ein deutlicher Anstieg von entsprechenden Initiativen in Unternehmen und Organisationen bemerkbar.

Mit dem Eintritt der Generation Y in Führungspositionen und dem von Generation Z in den Arbeitsmarkt werden Themen wie Wellbeing und mentale Gesundheit im Arbeitskontext außerdem immer wichtiger. Mitarbeiter*innen möchten sich auch persönlich dafür engagieren, dass sich ‘ihr’ Unternehmen entsprechend weiterentwickelt.

Was ist eine Mental Health Vertrauensperson?

Doch was genau ist eine Vertrauensperson für psychische Gesundheit?
Mental Health Champions, Mental Health Advocates, Mental Health Facilitators —
hinter den vielen (Selbst-)Bezeichnungen steckt ein nicht immer klar abgrenzbares Profil
mit verschiedenen Aufgaben. Mental Health Vertrauenspersonen sind ausgewiesene und (wichtig!) ausgebildete Mitarbeiter*innen, die die Entstigmatisierung psychischer Erkrank-
ungen am Arbeitsplatz vorantreiben, das Bewusstsein für psychische Gesundheit stärken und als Ansprechpersonen für psychisch belastete Kolleg*innen agieren.

Häufig wird die Rolle von Menschen übernommen, die selbst Phasen der psychischen Belastung oder Erkrankung durchlebt haben und damit einschlägige
Erfahrungsexpert*innen sind.

Aber gibt’s sowas nicht schon längst?

Aufgaben einer Mental Health Vertrauensperson können im Unternehmen auch im Kontext von tradierten Anlaufstellen angesiedelt sein (im Betriebsrat, unter Betriebsärzt*innen oder — in größeren Unternehmen — im betrieblichen Gesundheitsmanagement). Viele Mental Health Vertrauensperson sind aber ‘normale’ Mitarbeiter*innen und nehmen ihre Rolle außerhalb solcher Funktionen war. Außerdem agieren Mental Health Vertrauenspersonen nicht als Ersatz für HR- oder People-Rollen, sondern verstehen sich als eine Ergänzung zu eben jenen.

Dadurch genießen sie meist größeres Vertrauen und können ihren Aufgaben effektiver nachgehen. Manche Vertrauenspersonen für psychische Gesundheit engagieren sich einzeln, manche treten als Arbeitsgruppe/Employee Resource Group auf. Manche üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich und außerhalb, manche innerhalb ihrer Arbeitszeit aus (warum Letzteres zu empfehlen ist, dazu weiter unten mehr).

Ihr seid auf der Suche nach einem richtig guten Ausbildungsprogramm für Mental Health Vertrauenspersonen?

Mental Health Vertrauenspersonen haben kein fest umrissenes Aufgabenpaket. Zu ihren Kernaufgaben gehören jedoch:

 

🫶 Einzelunterstützung von belasteten Mitarbeitenden (wichtig: dabei agiert die Vertrauensperson nicht in therapeutischer Funktion, sondern stellt sicher, dass die betroffene Person professionelle Hilfe erhält und ihre Rechte kennt)

👀 Begleitung von belasteten Mitarbeitenden in Gesprächen mit Vorgesetzten

🔗 Ggf. Vermittlung zu anderen externen oder internen Expert*innen,
z.B. Anti-Diskriminierungs- und Diversitätsberatungsstellen, Konfliktmediation, Suchtberatung usw.

Je nach Unternehmenskultur, Commitment für mentale Gesundheit und bereits vorhandenen Strukturen können sich noch folgende Aufgaben dazugesellen:

 

📑 Erstellen und verteilen von Informationsmaterialienrund um Themen der psychischen Gesundheit

🛣️ Entwickeln einer Wellbeing-Strategie(meist in Kooperation mit anderen Stakeholdernwie bspw. People & Culture / HR)

🎤 Planung, Umsetzung und Moderation interner Initiativenrund um psychische Gesundheit (z.B. an themenspezifischenEvents wie dem World Mental Health Day)

💬 Offene Kommunikation über eigene psychische Herausforderungen,bspw. in 1:1-Gesprächen oder auf Events

🤝 Vermittlung zwischen verschiedenen organisationalen Stakeholdernund Hierarchiestufen (Teamleads, Manager*innen, HR-Abteilung)

💡 Einbringen von Ideen und Veränderungsvorschlägen in Hinblickauf mentale Gesundheit in ‘themenferne’ Zusammenhänge,bspw. bei Fragen der Arbeitsorganisation, Pausen- oder Raumgestaltung

 

Um die beschriebenen Aufgaben kompetent bewältigen zu können, braucht es ein grundlegendes Interesse an Themen der mentalen Gesundheit und ein ausgeprägtes Kommunikations- und Vermittlungstalent.

Außerdem sollte eine Mental Health Vertrauensperson die Fähigkeit besitzen, belasteten Kolleg*innen verständnisvoll, lösungsorientiert und empathisch zu begegnen. Eine psychologisch sichere Atmosphäre ist für die Rolle unabdingbar, weshalb meistens davon abgeraten wird, dass Führungskräfte, HR-Beauftragte und Personen mit disziplinarischer Verantwortung die Rolle besetzen.

Außerdem sollten die eingesetzten Vertrauenspersonen keine Autodidakt*innen sein —eine Schulung durch qualifizierte Trainer*innen ist für den Umgang mit psychischbelasteten Personen unabdingbar.

Welches Ausbildungsprogramm ist das richtige für euch?

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Ausbildungsprogrammen für Menschen, die als Mental Health Vertrauensperson aktiv werden möchten. Verschiedene Anbieter bieten zertifizierte Schulungen an und auch wir bei SHITSHOW haben mit dem Mental Health Ambassador Programm ein umfassendes Ausbildungsprogramm für Vertrauenspersonen entwickelt. Viel besprochen und gern genutzt ist zudem die Mental Health First Aid-Schulung (kurz MHFA).

Mit dem in Australien entwickelten, wissenschaftlich begleiteten und standardisierten Kurs können sich interessierte Personen zum ‘Mental Health First Aider’ ausbilden lassen.

Euer Ziel bestimmt, wo’s langgeht

Bei der Auswahl der richtigen Ausbildung lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen.
Bleiben wir kurz beim Beispiel MHFA: Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, unterscheiden sich ausgebildete Mental Health First Aider von Mental Health Vertrauens-
personen, die vornehmlich im Arbeitskontext wirksam werden sollen.

Während erstere nämlich mit klinisch-psychologischem Fachwissen in ihrem Umgang mit psychisch erkrankten Personen geschult werden (vergleichbar mit Erste-Hilfe-Kursen für die körperliche Notfallversorgung) werden dezidiert für den Arbeitskontext ausgebildete Mental Health Vertrauenspersonen auch in ihrer Rolle als Kulturgestalter*innen ausgebildet — sie erhalten Vermittlungskompetenzen im Gespräch mit innerbetrieblichen Stakeholdern sowie Wissen über den Einfluss von arbeitsbezogenen Faktoren auf mentale Gesundheit.

Folgende Aspekte sind unserer Erfahrung nach wichtig für ein nachhaltig
wirkendes Ausbildungsprogramm :

🌎 Kultur- schlägt Individualansatz

In Unternehmen wächst das Bewusstsein, dass mentale Gesundheit nicht nur eine Frage individueller Kompetenzen, sondern eine organisationale Aufgabe ist. Die Art, wie Arbeit organisiert ist, ist selbst ein grundlegender Faktor dafür, wie es um die Gesundheit der Mitarbeitenden bestellt ist. Ein gutes Programm für Vertrauenspersonen sollte seine Teilnehmer*innen demnach nicht nur darin schulen, konstruktiv mit bereits betroffenen Individuen umzugehen, sondern den Fokus auch darauf legen, wie sie innerhalb ihrer Rolle dazu beitragen können, eine mental gesündere Unternehmenskultur zu fördern.

🔨 Mehr als nur Schadensbegrenzung

Hilfe in Krisen ist wichtig und richtig. Noch besser ist es aber, wenn das Programm sich auch als dezidiertes Ziel gesetzt hat, mentale Gesundheit in eurer Organisation langfristig zu fördern. Vertrauenspersonen wirken daran mit, indem sie eine Kultur der Sicherheit und der Akzeptanz fördern, die wiederum gesundheitsförderlich wirkt. In den Programminhalten sollten also auch Fragen Raum bekommen wie etwa ‘Wie kann ich innerhalb meiner Rolle dazu beitragen, dass psychische Probleme an ihrem Entstehen gehindert werden – und wo liegen meine Grenzen?’.

🏓 Immer schön flexibel bleiben

Standardisierte Programme sind attraktiv: Sie vermitteln, dass wir es mit einem eingrenzbaren und bewältigbaren Problem zu tun haben, dem auf eine festgeschriebene Art beizukommen ist. Dabei lassen solche Programme aber häufig die Flexibilität vermissen, die notwendig ist, um wirksame Veränderungen anzustoßen. Fragt euch deshalb bei der Auswahl, was bei euch funktioniert: Haben Inhouse-Trainings bei euren Teams eine höhere Engagement-Quote? Welche Themen sollten intensiver besprochen werden, welche können eher in den Hintergrund treten? Achtet darauf, dass das Programm auf die Gegebenheiten eurer Organisation angepasst werden kann.

️✨ Gibt’s das auch in motivierend?

Eine motivierende Didaktik sollte kein Nice to Have, sondern eine feste Säule des Programms sein — schließlich sorgt eben diese dafür, dass die Teilnehmer*innen am Ball bleiben und das Vermittelte auch wirklich hängen bleibt. Nonstop-Frontalbeschallung vorm Bildschirm ist gerade bei einer Ausbildungslänge von mehreren Tagen keine gute Idee. Raum für Austausch, lebendige Vermittlung, Quizzes, Umfragen und außergewöhnliche Tools hingegen schon.

☝️ Die Sache mit der Qualifikation

Auch wenn mentale Gesundheit ein Thema ist, bei dem sich viele Menschen zutrauen, ihre Meinung zu äußern: Nicht jede*r Trainer*in ist qualifiziert genug, um eure organisationsinternen Vertrauenspersonen auszubilden. Achtet bei der Auswahl des Programms darauf, dass es von ausgebildeten Psycholog*innen geleitet wird. So könnt ihr sichergehen, dass eure frischgebackenen Vertrauenspersonen das notwendige Fachwissen und die Kompetenzen haben, um die sensiblen Situationen im Alltag navigieren zu können.

🥔 Keine heißen Kartoffeln

Wie bitte? Ja, genau! Viele Programme lassen die Teilnehmer*innen nach Programmabschluss fallen — wie heiße Kartoffeln, eben. Einmal ausgebildet, für immer souverän und kompetent? Dass dieses Ideal nicht realistisch ist, zeigt sich spätestens im schnöden Arbeitsalltag der Teilnehmer*innen. Achtet bei der Auswahl des Programms deshalb darauf, dass die Vertrauenspersonen auch nach dessen Abschluss bei Bedarf Coaching und kollegiale Beratung in Anspruch nehmen können.

Eine Vertrauensperson macht noch kein Vertrauen

Zum Abschluss noch ein kleiner Reminder: Eine oder mehrere Vertrauenspersonen in eurer Organisation sind ein super Start. Sie sind aber kein Garant für ein psychisch gesundes und sicheres Arbeitsumfeld. Die Ausbildung von Mental Health Vertrauenspersonen ist eine von vielen Maßnahmen, die ihr in eurer Gesundheits- und Wellbeing-Strategie berücksichtigen solltet. Mindestens genauso wichtig wie solche Bottom-Up-Ansätze sind Top-Down-Initiativen wie etwa die Schulung von Führungskräften, ein passgenaues Job Design und ein Kulturwandel, der ‘von ganz oben’ mitgetragen wird.

Vertrauenspersonen können ohne den bedingungslosen Support ihrer Führungskräfte nicht effektiv arbeiten — stellt also sicher, dass ihnen ausreichend finanzielle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Damit ihre Rolle selbst nicht zur Belastung (welch Ironie!) wird, sollten sie für ihre Aufgaben keine Überstunden machen müssen.


Ihr seid auf der Suche nach einem richtig guten Ausbildungsprogramm für Mental Health Vertrauenspersonen?

Unser Mental Health Ambassador-Programm checked alle Boxen — und wurde schon erfolgreich in Kooperation mit Partner*innen wie bspw. navos umgesetzt.

Vereinbart hier ein kurzes Kennenlernen mit uns und wir erzählen euch mehr.